15 Jahre :: Ensemble deutscher Lieder „Lorelei“
Das Ensemble deutscher Lieder „Lorelei“ feiert in diesem Jahr sein fünfzehnjähriges Bestehen. Herzlich willkommen zum Konzert am 16.November um 18.00 Uhr im Ausstellungsraum „Deutsches Leben in St.Petersburg“.
Als Geburtstag des Ensembles nehmen wir das Datum unseres ersten öffentlichen Auftrittes an, als wir am 27. Mai 2003 zum dreihundertjährigen Jubiläum Sankt-Petersburgs im Michailowskij Manesch aufgetreten sind. Die Anfänge des Ensembles liegen natürlich viel früher. Noch im Jahr 2002 habe ich angefangen, deutsche Lieder ins Russische zu übersetzen, wodurch der Wunsch und die Möglichkeit entstanden, die Lieder in zwei Sprachen aufzuführen.
Meine Idee fand nicht sofort Anklang, aber es kamen einige Gleichgesinnte, denen sie gefiel. Wir beschlossen, unser eigenes Ensemble zu gründen, welches deutsche Lieder in zwei Sprachen aufführen sollte. Das Ensemble wuchs nach und nach, heute hat es vierzehn Mitglieder im Alter zwischen 28 und 70 Jahren. Meine Idee konntedank der interessierten und großzügigen Teilnahme des „Deutsch-russischen Begegnungszentrums bei der Petrikirche“ realisiert werden, dort proben wir und treten bei vielen Veranstaltungen auf.
Nahezu alle Lieder, die unser Ensemble aufführt, finden sich in den sechs von uns herausgegebenen Liedersammlungen, angefangen bei der ersten, welche im Jahr 2004 veröffentlicht wurde. Sie alle heißen „Beliebte deutsche Lieder“. Die letzte Liedersammlung wurde im Januar 2016 veröffentlicht. Jede Sammlung hat ihre eigene Geschichte. In den ersten Band haben alle Lieder Einzug gefunden, die ich bis dahin übersetzt hatte. Die zweite Sammlung entstand aus meinen Deutschlandreisen und meiner Arbeit mit Liederssammlungen, von deren Texten ich mir diejenigen ausgesucht habe, die am besten zum Ensemble passten. Danach wurde ich eingeladen, im Krisenzentrum für Kinder bei der Diakonie der Petrikirche zu arbeiten und so begann ich, deutsche Kinderlieder ins Russische zu übersetzen. Die Kinder hatten viel Interesse an meine Arbeit und verlangten zu jeder Probe, dass ich mit einem neuen übersetzten Lied komme, welches sie dann sofort gerne lernten. So kam die dritte Sammlung zustande. Die vierte Sammlung erschien, als ich den Wunsch bekam, deutsche Schlager des zwanzigsten Jahrhunderts zusammenzutragen. Der fünfte Band widmete ich dem hundertsten Geburtstag meiner Mutter, der Russlanddeutschen Elizabeth Philippowna Kraubner. Im Jahr 2012 wäre sie hundert Jahre alt geworden und es ist ihr zu verdanken, dass ich mit der deutschen Kultur so vertraut bin. In diese Sammlung habe ich viele neue Lieder aufgenommen und auch einige aus der ersten Sammlung, welche zu diesem Zeitpunkt bereits zu einer Rarität geworden war. Daraufhin folgte eine kurze Pause in meiner Tätigkeit als Herausgeberin, bis sich die Notwendigkeit ergab, unsere „Winterlieder“ in einer Sammlung zu vereinigen, sodass das Ensemble die Stücke für Auftritte zur Weihnachtszeit vorbereiten konnte und um dem interessierten Publikum den Zugang zu den Texten dieser Lieder und zu ihren Übersetzungen zu erleichtern. So erblickte unsere sechste Liedersammlung „Winterlieder“ das Licht der Welt. In diesem Jahr stellen wir unsere siebte Sammlung vor und widmen sie dem fünfzehnjährigen Bestehen unseres Ensembles. Hier finden sich einige erst vor kurzem übersetzte Lieder wie zum Beispiel „So ein Tag“ und „Edelweiß“, sowie auch einige, die ich schon vor längerer Zeit übersetzt aber aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlicht habe, z.B. „Sag mir, wo die Blumen sind…“. Diese berühmte Ballade wurde auf wundervolle Weise von Marlene Dietrich interpretiert. Ich kehrte zu meiner ersten Übersetzung dieses Liedes zurück, überarbeitete sie und obwohl sie nach wie vor nicht perfekt ist, wollte ich sie in diese Liedersammlung einschließen. Sie hat, wie es mir scheint, einen starken Gegenwartsbezug, eine Antikriegsthematik und zeigt auf, dass der Fluss des Lebens, in dem alles verschwindet und alles wieder zu seinen Anfängen zurückkehrt, unaufhaltsam ist.
Neben Übersetzungen von Liedern sind auch einige Übersetzungen von Gedichten in diesen neuen Band eingeflossen. Meine Freundin und Kollegin Larissa Puzejkina und ich nennen sie „Gedichte per Zufall“. Ich habe diese Gedichte nicht übersetzt, weil mir irgendeine Thematik besonders am Herzen lag, oder weil ich das Werk eines bestimmten Autors übersetzen wollte. Sondern diese Übersetzungen ergaben sich per Zufall. Manche entstanden während des Unterrichts der deutschen Phonetik, manche während des Unterrichts der deutschen Literatur. Das Gedicht „Zwerg“ übersetzte ich nach der Bitte meiner befreundeten Sängerin. So ergaben sich viele dieser Übersetzungen, welche „per Zufall“ entstanden und die ich ebenfalls veröffentlichen wollte, da sie die andere Seite meines Schaffens beleuchten: das Übersetzen klassischer deutscher Literatur.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass an dieser Sammlung eine große Anzahl meiner Freunde mitgearbeitet hat, welche mir sehr geholfen haben. Diese sind: Konzertmeisterin des Ensembles „Lorelei“ und Arrangeurin seiner Lieder Tatjana Smirnova, Valerij Byzov, welcher ist für Design und Layout verantwortlich ist, die Redakteurin dieser Liedersammlung Larissa Puzejkina, der Autor der Einleitung Nikolaj Antipin (Graule), sowie mein Enkel Philipp Uralskiy, welcher die Einleitung und das Schlusswort ins Deutsche übersetzt hat.
Ich bin meinem Team dankbar, sowie dem Ensemble „Lorelei“, allen seinen ehemaligen Mitgliedern und besonders seiner gegenwärtigen Besetzung, mit der wir unser Projekt gemeinsam verfolgen. Dank der Tatsache, dass ich die Umsetzung unserer Bemühungen in die Realität sehen kann, empfinde ich mich als eine sehr glückliche Autorin.
Natalia P. Kraubner (Uralskiy), Autorin und Übersetzerin, Leiterin des Ensembles „Lorelei“