Von Pastor Wagner und der persönlichen Erfahrung Familiengeschichte zu erforschen
Am 12. März 2021 fand in Sankt Petersburg die Präsentation des Buches “SibLAG NKWD. Die letzen Briefe des Pastor Wagner” von Alexander Makejew statt.
Organisiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung von der St. Petersburger örtlichen religiösen Organisation “Evangelisch-lutherische St.Katharinen-Gemeinde”, dem Staatlichen Museum für Geschichte GULAGs und dem “Deutsch-Russischen Begegnungszentrum”.
Das Buch wurde vom GULAG-Museum Moskau mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Moskau herausgegeben.
Die Präsentation des Buches in Moskau fand 2020 statt.
Grußwort von Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Russland Herrn Dr. Géza Andreas von Geyr
Das Buch erzählt vom Schicksal des deutschen Pastors Woldemar Wagner, der 1935 verhaftet und während des Großen Terrors 1937 erschossen wurde.
In St. Petersburg fand die Buchpräsentation an einem historischen Ort statt, und zwar in der Katharinenkirche auf der Wassilij-Insel, wo Woldemar Wagner einst als Pastor diente.
Die Veranstaltung, die der Familiengeschichtsforschung auf einer tiefgehenden und äußerst fachlichen Ebene gewidmet wurde, kann zweifellos als zeichensetzend bezeichnet werden. Sie spiegelt auch die aktuellen Prozesse der Wiederentdeckung der Identität der Russlanddeutschen im 80. Gedenkjahr der Massendeportationen von 1941 wider. Immer stärker wird der Wunsch nach Aufarbeitung von Gründen und Folgen der zwanghaften Umsiedlung von Sowjetdeutschen: die Deportation verlief in mehreren Etappen und führte zur grundlegenden Transformation der Ansiedlungsgebiete der Deutschen in der Sowjetunion.
Die Veranstaltung wurde ins Programm des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 aufgenommen. Die Teilnahme an diesem angesehenen Projekt, das gleich mehrere Aspekte der Zusammenarbeit von Deutschland und Russland umfasst, betont, wie wichtig die Rolle der Russlanddeutschen bei der Aufrechterhaltung der deutsch-russischen Beziehungen ist.
Das Format der Veranstaltung förderte verschiedene Austauschmöglichkeiten zwischen den Teilnehmern. Die Buchpräsentation wurde durch ein Grußwort von Propst Michael Schwarzkopf und Pfarrer der Katharinenkirche Anton Tichomirow feierlich eröffnet. Direktor des GULAG-Museums Roman Romanow hielt auch eine Anrede.
Zur großen Freude der Veranstalter und Gäste konnte der Buchautor Alexander Makejew aus Deutschland anreisen, um bei der Buchpräsentation persönlich dabei zu sein und von seiner Arbeit am Buch über seinen Urgroßvater Pastor Wagner zu erzählen. Ein wundervoller Zufall: die Buchpräsentation in Sankt Petersburg fand am 12. März – an dem Tag, an dem Pastor Wagner 1898 geboren wurde. Den Text der aufregenden und gefühlvollen Rede, die Alexander Makejew bei der Veranstaltung hielt, finden Sie weiter unten.
Lebensgeschichten wie die des Pastors Wagner haben viele Vertreter des deutschen Minderheit in Russland. Die 96-jährige Zeitzeugin Margarete Schulmeister, die Arbeitsarmee und jahrelange Verbannung überlebte, trat mit einem bewegenden Beitrag auch bei der Veranstaltung auf.
Zu den Highlights des Abends zählte auch die Buchlesung. Mit viel Einfühlungsvermögen lasen die Schauspieler des Kleinen akademischen Schauspielhauses “Theater Europas” Sankt Petersburg Sergej Kurischew, Stanislaw Nikolskij und Oleg Rjasantsew die letzten Briefe von Pastor Wagner.
Der Meinungsaustausch zwischen den Gästen und Referenten verlief auch sehr lebhaft. Vor dem Publikum traten Nachfahrin deutscher Kolonisten von Strelna Dr. Irina Archiptschenko, Leiter des Zentrums “Wiedergegebene Namen” an der Russischen Nationalbibliothek Anatolij Rasumow, Historikerin Dr.phil. Irina Tscherkasjanowa, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Michaeliskirche Dmitrij Petrow und Pfarrerin der Katharinenkirche Elwira Schejds auf.
Der regen und inhaltsreichen Diskussion folgte ein wundervolles Orgelkonzert, gespielt von den Organisten der Katharinenkirche Grigorij Warschawskij und Andrej Kolomijtsew.
Autogrammrunde und ein kleines Büffet vollendeten den Abend.
In dem gastfreundlichen Saal der Katharinenkirche versammelten sich an diesem Abend ca. 50 Gäste.
Fotos (Alexej Poljatschek)
Kurzfilm über das Buch (auf Russisch)
St. Petersburger Herold über das Buch
Ksenia Kljukina