drb-Theater „Wolke“ in Ulm – totaler Erfolg…… Theater kennt wohl keine Grenzen
Im Musiksaal der Vöhringer Realschule ist es mucksmäuschenstill. Die Fünftklässler der Offenen Ganztagesschule können kaum fassen, was sie hören. Russische Schüler aus St. Petersburg spielen Theater –
in deutscher Sprache. Das beeindruckt. Nicht nur die Mädchen und Buben, sondern auch die Lehrer.
Am Welttheatertag (siehe Info-Kasten) praktiziert die Ganztagesschule eine gelungene Kooperation mit dem Ulmer Theater in der Westentasche. Das Treffen wird von Susanne Speck organisiert und vom Förderverein der Staatlichen Realschule unterstützt. Die Anfrage von Nancy Dentler von der Westentasche, ob Interesse an einem Gastspiel des Theaters Wolke aus St. Petersburg besteht, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Susanne Speck sagt dazu: „Ich war überzeugt, es ist genau das Richtige für unsere Kinder.“ Denn in der Ganztagesschule der Realschule gibt es eine Theaterspiel-Gruppe.
Für diesen Besuchstag ist zunächst Theater angesagt. Das Stück „Seefantasie“, in deutscher Sprache geschrieben von den russischen Schülern, wird morgens aufgeführt. Am Nachmittag schließt sich ein Workshop an. Lehrerin Elena und Nancy Dentler unterrichten in Körpersprache, Gesang, Sprechen – eben alles, was zum richtigen und erfolgreichen Theaterspiel gehört.
Die Petersburger Schüler und Lehrerin Elena sind zurzeit auf Deutschland-Tournee. Sie waren schon in Hamburg, Dresden und jetzt auch in Vöhringen. Es ist eine muntere Schar, die von der Newa an die Iller gekommen ist. Berührungsängste gibt es keine. Ganz im Gegenteil. „Ich finde es super cool, dass wir hier an dieser Schule sind“, sagt in fließendem Deutsch Alex, zwölf Jahre alt. „Super cool“, da staunt der Zuhörer, ein Wort höchster Anerkennung aus jugendlichen Mund, international bekannt. Es gebe so viele Sehenswürdigkeiten in diesem Land, die bestaunt Alex gerne. Alina, ebenfalls zwölf Jahre jung, spricht nahezu akzentfrei Deutsch. „Ich gehe gerne mit Menschen um und wir verstehen uns hier gut.“ Beide Petersburger Schüler sind sich einig, dass sich deutsche und russische Schulen doch sehr unterscheiden. „Wir haben öfter Pause, aber wir haben keinen Pausenhof.“ Ihre Schule liegt mitten in St. Petersburg, „da fahren viele Autos und die Luft ist nicht gut“, sagt Alina und hält sich mit zwei Fingern die Nase zu. Eindeutiges Zeichen für Gestank und schlechte Luft, da bleibt man lieber im Gebäude.
Elif ist dreizehn Jahre und deutsche Schülerin. „Dieser Tag zeigt, was Gemeinsamkeit ist.“ Das ist für sie sehr wichtig. Arthur, zwölf, auch wie Elif Realschüler in Vöhringen, wollte immer schon „mal russische Menschen kennenlernen“. Er hat verwandtschaftliche Bindungen in die Ukraine. „Ich kommuniziere gerne mit Ausländern, mit Menschen aus anderen Ländern“, meint er. Und die Frage an alle Workshop-Teilnehmer, ob es ihnen auch so gut gefällt, wird mit einem tosenden „Ja!“ und Beifall beantwortet.
Vom Deutsch-Russischen Begegnungszentrum gibt es auch ein Dankschreiben, unterzeichnet von der Stiftungsleiterin Arina Nemkowa. Das Projekt trage zu einer interkulturellen Völkerverständigung bei. „Unser gemeinsames Vorhaben setzt ein wichtiges Signal in einer Zeit der undurchsichtigen politischen Landschaft“, heißt es in dem Brief. „Auch wenn die derzeitige allgemeine Situation in der Welt nicht stabil ist, halten die Menschen stets zueinander und ermöglichen durch eben solche Projekte eine Befreiung von Stereotypen und die Etablierung von hoffentlich lange erfolgreichen Beziehungen beider Nationen.“ Wie gut es Vöhringen läuft, beeindruckt auch Thomas Dentler vom Westentaschentheater. Er misst dem kulturellen Austausch große Bedeutung zu, „aber was noch mehr wiegt, ist die Völkerverständigung, die zwischen den Kindern geübt wird“. Lehrerin Elena liebt die Theaterarbeit mit russischen wie deutschen Kindern. Für sie wird Teamwork großgeschrieben. „Ich versuche, in jedem Jugendlichen seine spezielle Individualität zu wecken.“ Und zum Schluss hält sie noch ein Kompliment für die Realschule bereit: „Hier zu sein, ist wie unter Freunden zu leben.“
Foto und Text: Ursula Katharina Balken