demoSlam – das drb-Projekt im Deutschlandjahr
demoSlam — ein Workshop zum gegenseitigen Verständnis für alle (und für vor allem für Lehrende der deutschen Sprache)
Im Rahmen des deutsch-russischen Dialogs tauchen nicht wenige Fragen auf, durch die scharfe Diskussionen entstehen. In der Regel stehen die gegensätzlichen Parteien fest auf ihrer Seite. Daher denken wir, ein Format gefunden zu haben, in dem beliebige, problematische Themen gelöst werden können. Ohne Expertenmeinungen, Debatten und Streitereien.
Seid ihr in einem Gespräch schon einmal auf unüberwindbare Widersprüche gestoßen? Wann hattet ihr das Gefühl, den genau gegensätzlichen Standpunkt eures/-er Gesprächspartners/-in zu vertreten? Was für ein Ergebnis hatte dieses Gespräch? Wie schnell ging man auseinander und brach das Gespräch ab? Oder hat man sogar versucht, den Raum zu verlassen? Wie oft wurde ein solches Gespräch zu einem hitzigen Streit? Vielleicht flogen bei besonders temperamentvollen Naturen sogar Gegenstände durch den Raum? Oder seid ihr dem Konflikt einfach schweigend aus dem Weg gegangen?
Die meisten von uns vermeiden es, sich den Ansichten anderer zu stellen und sich mit unterschiedlichen Meinungen direkt auseinanderzusetzen. Dies fordert schließlich Energie, Zeit, Aufmerksamkeit, oftmals außergewöhnliche Geduld und wahrhaftig christliche Akzeptanz. Und oft wissen wir nicht, wie man einander richtig zuhört. Wir unterbrechen einander oder kommen einfach zu dem Schluss, dass der/die Gesprächspartner/-in einfach anders ist als wir. Im guten Sinne oder auch im schlechten.
Was wäre, wenn es einen Ort und eine Methode gäbe, anderen zuzuhören? Einen sicheren Raum, wo alle sie selbst sein und dazustehen können, etwas nicht zu wissen, wo man sagen kann, was man wirklich denkt. Einen Ort, wo alle Gesprächspartner/-innen jede Meinung „aushalten“ und man selber lernen kann, diese „auszuhalten“, auch wenn sie sich von der eigenen unterscheiden.
Wir wissen, dass es einen solchen Ort gibt. Und dass man sich lieber zu etwas äußert, wenn man sich sicher fühlt. Oft stellt sich heraus, dass Widersprüche gar nicht so tiefgreifend sind und Menschen über die gleichen Phänomene oft bloß von verschiedenen Perspektiven sprechen. Es ist sogar möglich, dass die Beziehung zu einem Thema weniger unterschiedlich ist, als gedacht. Daher wollen wir euch unseren Workshop zum gegenseitigen Verständnis „demoSlam“ vorstellen. Dies ist ein neues, aufstrebendes Format, bei dem jeder und jede sich ehrlich ausdrücken kann und sich nicht fürchten muss, verurteilt zu werden.
Worum handelt es sich beim demoSlam?
Das Format besteht aus drei Teilen.
Im ersten (vorbereitenden) Teil treffen die Teilnehmenden aufeinander und lernen die Bedeutung verschiedener Begriffe kennen, die sich auf Themen beziehen, die Widersprüche im alltäglichen und/oder gesellschaftlichen Leben hervorrufen. In früheren demoSlams waren das beispielsweise „Demokratie“, „Toleranz“ und „Meinungsfreiheit“. Während der Diskussionen stellt sich oft heraus, dass diese Begriffe für jede und jeden eine individuelle Bedeutung beinhalten. Im Vorbereitungsprozess bereiten die Teilnehmenden paarweise eine Präsentation in freier Form vor.
Der zweite Teil des demoSlam beinhaltet die Vorstellung der Präsentationen vor einem Publikum. Eine Präsentation dauert 10 Minuten.
Im dritten, finalen Teil erhält das Publikum die Möglichkeit, sich zu den Themen zu äußern. Dies können Fragen an die Teilnehmenden, Kommentare, Gefühle und Meinungen sein. Für das Gespräch mit dem Publikum wird unterschiedlich viel Zeit zur Verfügung stehen, in der Regel ungefähr eine halbe Stunde.
Während des Arbeitsprozesses des Workshops zum gegenseitigen Verständnis erhalten die Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, sich mit einem anderen Standpunkt auseinanderzusetzen, sondern auch sich selbst besser zu verstehen. Es kommt im alltäglichen Leben nicht oft vor, dass wir uns in einer sicheren Umgebung befinden, in der wir ehrlich ausdrücken können, was der eine oder andere Begriff für uns persönlich bedeutet. Obwohl wir ein Wort, das einen bestimmten Begriff beschreibt, vielleicht täglich verwenden, sind wir uns nicht vollkommen bewusst, was wir wirklich mit ihm verbinden.
demoSlam bietet ein großes Potenzial für alle, die Deutsch lernen, es schon auf einem hohen Niveau beherrschen (ab B1+) und keine deutschsprachige Umgebung finden, um es anzuwenden. Eine Teilnahme am demoSlam auf Deutsch ist eine wahre Herausforderung eurer Sprachkenntnisse!
Die Methoden des demoSlam sind nützlich für Lehrende, die die Durchführung von Diskussionen im Unterricht vielfältiger gestalten, das Interesse ihrer Schülerinnen und Schüler steigern und sie motivieren wollen, sich ehrlich und enthusiastisch auszudrücken. Brisante Themen sollen von den Schülerinnen und Schülern selbst gewählt werden können, sodass sie diesen im Verlauf des Unterrichts nicht gleichgültig gegenüberstehen. Die Schärfung des Verständnisses von Begriffen dient zudem als ausgezeichnete Methode zur Entwicklung der Sprache, insbesondere in Konversationen.
Um mehr über das Format zu erfahren, laden wir euch ein, am 1. November am Workshop zum gegenseitigen Verständnis demoSlam teilzunehmen. An diesem Tag findet der finale Teil des Seminars vor Publikum statt. Paarweise werden zehnminütige Präsentationen zu aktuellen Themen gehalten, die die Gesellschaft im Kontext der deutsch-russischen Beziehungen bewegen. Welche Themen dies sein werden, richtet sich nach Auswahl der Bewerbungen der Teilnehmenden. Die Themen werden wenige Tage vor der Veranstaltung bekanntgegeben und auf unserer Seite im Netzwerk VKontakte veröffentlicht.
Am 7.November stellen die Veranstaltenden des demoSlam Jewgenia Sajko und Felix Kröcher alles Interessierten die Methoden zur Durchführung des Formats und seine effektive Integration in den Deutschunterricht vor.
Beide Veranstaltungen sind kostenlos. Es wird um Anmeldung gebeten.
Das Projekt demoSlam wird im Rahmen des Deutschlandjahr in Russland 2020/21 mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Moskau, des Goethe-Instituts Moskau und der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer durchgeführt. Das Deutschlandjahr 2020/21 soll dazu aufrufen, den Blick in die Zukunft zu richten und Deutschland als modernes, zukunftsorientiertes Land und als bewährten, europäischen Partner Russlands und seiner Bevölkerung zu präsentieren. Die Veranstaltenden planen, verschiedene Aspekte des Lebens in Deutschland und der Besonderheiten der deutsch-russischen Beziehungen aufzuzeigen und die Verbindung unserer Länder weiter zu stärken. Die Schlüsselrolle spielen dabei der Dialog und die Interaktion zwischen den Menschen, denn gerade sie geben den bilateralen Beziehungen einen Sinn.
Übersetzung aus dem Russischen: Viktoria Köhn