Seminar für junge Journalist/-innen aus Deutschland und Russland
Die Verletzbarkeit des Andenkens. Wie man über Tragödien der Vergangenheit schreibt
Im Rahmen des Projekts “Humanitäre Geste” organisieren wir ein Bildungsseminar für junge Journalist/-innen aus Deutschland und Russland. Dieses wird von Spezialist/-innen aus den Bereichen Medien, Journalismus, Geschichte und Erinnerungskultur geleitet.
Das Seminar wird im Rahmen der freiwilligen humanitären Geste für die noch lebenden Opfer der Leningrader Blockade durchgeführt. Den vollständigen Text der Erklärung lesen Sie hier.
Unter den Themen und Fragen, die im Laufe des Seminars zur Diskussion und Ausarbeitung gestellt werden, nehmen die Erinnerung an die Blockade, die Verletzbarkeit des Andenkens und Formen der Aktualisierung des historischen Gedächtnisses eine besondere Stellung ein. Außerdem sprechen wir über die Rollen, die Ziele sowie die Möglichkeiten von Journalist/-innen bei der Bewahrung der öffentlichen historischen Erinnerung und vergleichen unsere Erfahrungen im Umgang mit der öffentlicheny Erinnerung in Deutschland und Russland.
Exkursionsworkshop zu einem aktuellen Thema mit bekannten Referent/-innen und Spezialist/-innen
Format der Veranstaltung
Wann: 12.-15. Dezember 2019
Wo: Hotel in der malerischen Umgebung St. Petersburgs
Dauer der Veranstaltung: 4-5 Tage
Zusätzliches Programm: Ausflüge und Exkursionen zu Gedenkstätten in der Stadt und der Oblast Leningrad, die von den Ereignissen der Blockade berichten; Führung durch die Petrikirche und das Deutsche Viertel in St. Petersburg
Sprachen der Veranstaltung: Russisch und Deutsch, mit Übersetzung.
Was Sie für die Teilnahme brauchen:
- Füllen Sie das Anmeldeformular aus.
- Verfassen Sie ein Motivationsschreiben auf Deutsch oder Russisch. Geben Sie an, wo Sie studieren, in welchen Bereichen Ihr journalistisches Interesse liegt, wie Sie das Thema Blockade in Ihrem persönlichen oder beruflichen Leben berührt hat und wie Sie die Ergebnisse des Seminars in den Medien oder in einem studentischen bzw. journalistischen Umfeld multiplizieren könnten.
- Senden Sie das Schreiben an die Organisatorin, Ksenia Klyukina: drb.zeitzeugenprojekt@gmail.com
- Anschließend erhalten Sie eine Einladung und das ausführliche Seminarprogramm.
- Anmeldung bis 01.November 2019
Information für deutsche Teilnehmer/-innen
Bitte kontaktieren Sie zur Buchung der Flugtickets unseren Partner in Deutschland, den JugendSozialwerk e.V. Nordhausen. Der Kontakt wird in einer persönlichen E-Mail zugesendet.
Kosten
Für russische Teilnehmer/-innen: alle Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Programm übernimmt das Deutsch-Russische Begegnungszentrum Sankt Petersburg, Voraussetzung hierfür ist die Teilnahme an allen Programmpunkten.
Für deutsche Teilnehmer/-innen: Die Flüge nach St. Petersburg zahlt der JugendSozialwerk Nordhausen e. V.; der Flughafentransfer innerhalb Deutschlands kann leider nicht erstattet werden. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung sowie die Teilnahme am Programm in St. Petersburg übernimmt das drb. Den Transfer vom Flughafen zum drb (Newski Prospekt 22) organisieren und bezahlen die Teilnehmer/-innen selbst.
Ein detailliertes Programm der Veranstaltungen wird in Kürze veröffentlicht.
Kontakt: Ksenia Klyukina drb.zeitzeugenprojekt@gmail.com
„Die Gegenwart, einschließlich der Zugehörigkeit einer Person zu einer bestimmten sozialen Gruppe, und sogar die Zukunft (sowohl eines Individuums als auch einer Gruppe von Menschen) formiert sich unter anderem durch die Aktualisierung einer bestimmten Vergangenheit“, so formuliert es Andrej Sawadskij, Spezialist für Public History. Eine solche Verbindung zwischen Identität, historischem Gedächtnis und Berichterstattung über aktuelle Ereignisse zeigt sich vor allem in der Arbeit von Journalist/-innen.
Die Medien sind von Natur aus eng mit Nationalstaaten verbunden und treten als einer der Kanäle der Reproduktion des kollektiven Gedächtnisses auf. Der technische Fortschritt ermöglicht es dem Publikum, sich nicht nur mit den von der heimischen Presse geschaffenen Narrativen der öffentlichen Erinnerung vertraut zu machen, sondern auch mit denen, die von ausländischen Medien hervorgebracht werden. Für all diejenigen, die mehr über die Meinungen und Sichtweisen von anderen Menschen erfahren möchten, ist das eine wunderbare Möglichkeit – zugleich kann die Auseinandersetzung mit den Narrativen der anderen Seite aber auch schmerzhaft sein. So rief eine Kolumne in der Süddeutschen Zeitung, die am Vorabend des 75. Jahrestags der Aufhebung der Leningrader Blockade veröffentlicht wurde, in Russland eine heftige Diskussion aus. Nicht nur nationale Grenzen, sondern auch Unterschiede zwischen den Generationen können eine Barriere im Dialog über die Vergangenheit darstellen.
Die Erinnerung an die Vergangenheit wird medialisiert und die Art und Weise, wie ein breites und vor allem junges Publikum angesprochen wird, kann Fragen aufwerfen, insbesondere wenn es um Ereignisse geht, die in der öffentlichen Erinnerung heilig sind. Als leuchtendes Beispiel dafür dient das Projekt „Eva Stories“ – eine Instagram-Erzählung über ein dreizehnjähriges Mädchen, das dem Holocaust zum Opfer fiel. Das Projekt wurde zu einem der Debatte darüber, wie man auf moderne Weise über die Tragödien der Vergangenheit berichten kann, ohne dabei die Erinnerung an die Betroffenen zu verletzen.
Dr. phil. Anna Smoljarowa, Organisatorin des Seminars, Dozentin an der „Hochschule für Journalismus und Massenkommunikation“